Fotomotive finden im Mai / Juni
Was gibt es alles in der Natur zu entdecken im Mai und Juni? In diesem Artikel und in unserem YouTube Video findet Ihr viele Tipps für mögliche Motive.
Entdeckungen im Mai und Juni – Naturfotografie im Füllemodus
Naturfotografie im Frühsommer: Wenn die Motive explodieren
Im Mai und Juni beginnt in unseren Breitengraden die schönste Zeit für Naturfotografen. Mit den ersten warmen Tagen erwacht die Natur in einer beeindruckenden Geschwindigkeit – so schnell, dass man dem Wachstum der Pflanzen förmlich zusehen kann. Auch die Tierwelt ist auf einmal überall aktiv: Brut, Aufzucht, Balz und Rückkehr der Zugvögel sorgen für ein wahres Motivfeuerwerk. Kein Wunder also, dass wir diesen beiden Monaten einen gemeinsamen Artikel widmen.
Wie schon in den vorherigen Teilen haben wir unser umfangreiches Archiv durchforstet und zeigen euch, was wir in diesen Wochen der Überfülle alles fotografiert haben. Auch wenn wir versuchen, die Motive chronologisch zu ordnen, kann es hier und da kleine Zeitsprünge geben – die Natur hält sich schließlich nicht an unseren Redaktionsplan.
Der Wonnemonat Mai – Startschuss für Fotografen
Der Mai, oft romantisch als „Wonnemonat“ bezeichnet, ist ursprünglich der „Weidemonat“ – denn nun konnten die Nutztiere endlich wieder auf die saftigen Wiesen. Für uns Naturfotografen bedeutet das: Die Fotomotive sprießen förmlich aus dem Boden. Blühende Wiesen, knospende Bäume, erste Schmetterlinge, rege Vogelaktivität – es ist, als ob die Natur alles auf einmal zeigen möchte.
Die Herausforderung: Bei so viel Auswahl kann man gar nicht mehr alles auf einmal abdecken. Die Lösung: Konzentration auf bestimmte Lebensräume oder Arten. Geduld und Beobachtung werden jetzt mehr denn je belohnt.
Gut versteckt – Tierfotografie im dichten Grün
Der rasante Vegetationsschub im Mai bringt neben einer Vielzahl an Motiven auch ein Problem mit sich: Tiere sind besser versteckt. Bodenbrüter wie Rebhuhn oder Feldlerche, aber auch Jungtiere von Reh und Hase nutzen das hohe Gras als Tarnung. Wer gute Fotos machen möchte, braucht jetzt ein wachsames Auge – und noch mehr Geduld als sonst.
Bleibt an einer Stelle, beobachtet, wartet. Oft lohnt es sich mehr, auf wenigen Quadratmetern zu verweilen, als planlos durch die Landschaft zu hetzen.
Rapsfelder und Vogeljagd: Farbenfrohe Fotowelten
Ein Klassiker im Mai: die leuchtend gelben Rapsfelder. Sie bieten nicht nur beeindruckende Landschaftsmotive, sondern ziehen auch unzählige Insekten und damit Vögel an. Besonders an den Feldrändern lassen sich tolle Aufnahmen machen – aber Vorsicht: Wiederholung vermeiden! Dieses Thema hatten wir bereits in unseren Tipps für den April ausführlich behandelt.
Starauftritt: Wenn Jungstare die Futterstelle stürmen
Ein persönliches Highlight ist für mich jedes Jahr das Schauspiel der Stare. Ab Mitte bis Ende Mai bringen die Eltern ihre flügge gewordenen Jungen mit an die Futterstellen. Was dann passiert, ist kaum zu glauben: Massenansturm! Mein Rekord liegt bei 73 Staren gleichzeitig – ein wahres Spektakel, optisch wie akustisch.
Damit das funktioniert, ist regelmäßiges Füttern Pflicht. Idealerweise sogar das ganze Jahr über. Viele Vogelarten sind auf zusätzliches Futter angewiesen, da das natürliche Nahrungsangebot stark zurückgegangen ist.
Ganzjahresfütterung: Kontinuität zahlt sich aus
Auch wenn das Thema heiß diskutiert wird: Meine jahrelange Erfahrung mit Ganzjahresfütterung zeigt, dass sich Populationen stabilisieren und sogar seltene Arten wieder regelmäßig auftauchen. Wer neu anfängt, braucht Geduld. Es kann einige Tage bis Wochen dauern, bis der Platz angenommen wird.
Wichtig: Qualität statt Masse. Haltet den Platz sauber, bietet abwechslungsreiches Futter an und passt die Mengen an. Achtung: Die Kosten sind nicht unerheblich – wer aber klein anfängt, kann mit rund 20 Euro im Monat rechnen.
Makrofotografie: Insektenwelt erwacht
Ab Mitte Mai öffnet sich auch das Fenster für Makrofotografie wieder weit. Schmetterlinge, Käfer, Bienen, Fliegen – die Vielfalt ist überwältigend. Besonders gute Chancen habt ihr an Feld- und Waldrändern, auf Wiesen oder im eigenen Garten. Eine Blumenwiese ist ein echter Magnet für Insekten – und bietet Motive im Sekundentakt.
Bleibt geduldig, sucht euch ein ruhiges Plätzchen mit Leben und wartet ab. Schon wenige Quadratmeter reichen für stundenlange Fototouren.
Unser Highlight: Der seltene Pinselkäfer
Eines unserer schönsten Motive war der Pinselkäfer, der sich überraschend auf unserer Blumenwiese zeigte. Er liebt offenbar den Phlox – eine nicht einheimische Pflanze, die sich dort von allein angesiedelt hat. Solche Begegnungen zeigen: Wer seinen Garten naturnah gestaltet, wird regelmäßig überrascht.
Achtung Zecken – Schutz nicht vergessen
Wo Insekten sind, sind leider auch Zecken nicht weit. Besonders an warmen Tagen und in hohem Gras ist Vorsicht geboten. Socken über die Hose, nach dem Spaziergang absuchen – so einfach schützt du dich vor unangenehmen Begegnungen.
Die Vogeltränke – Fotospot im Miniaturformat
Eine Vogeltränke ist nicht nur für Vögel da. Auch Bienen und andere Insekten nutzen sie, um zu trinken oder Wasser für ihr Nest zu transportieren. Wer genau hinschaut, entdeckt tolle Makromotive direkt vor der Haustür – besonders an heißen Tagen.
Gegenlicht, Tropfen & Gewitter – Spiel mit dem Licht
Ab Juni lohnt es sich, abends loszuziehen. Die tief stehende Sonne bietet beste Bedingungen für stimmungsvolle Gegenlichtaufnahmen. Denkt daran, die Belichtung um +1 bis +2 Blenden zu korrigieren, sonst wird es zu dunkel – selbst im RAW-Format.
Auch Regenwetter hat seinen Reiz: Regentropfen auf Blättern, glänzende Oberflächen, diffuse Lichtstimmungen – alles tolle Motive. Und wenn es gewittert: Unbedingt Sicherheitsabstand einhalten! Kein Foto der Welt ist ein Blitzschlag wert.
Mai und Juni – Die Natur läuft zur Höchstform auf
In dieser Zeit brüten fast alle heimischen Vogelarten. Die Aufzucht der Jungen ist in vollem Gange. Wer regelmäßig draußen unterwegs ist, kann viele spannende Beobachtungen machen – von der ersten Futtersuche bis zum Flüggewerden.
Besonders eindrücklich war für mich die langjährige Beobachtung von Haubentauchern am Steinhuder Meer. Durch ihre Gewöhnung an Menschen konnte ich sie über Jahre hinweg intensiv begleiten – ein Projekt mit unzähligen Stunden Arbeit, aber auch tiefem Verständnis für das Verhalten dieser faszinierenden Art.
Bitte mit Verantwortung: Kein Foto um jeden Preis
Zum Schluss noch ein ernstes Wort: Fotografiert bitte niemals an Nestern oder stört brütende Tiere. Alle Aufnahmen, die wir zeigen, sind mit sehr langen Brennweiten entstanden – teilweise bis zu 1.200 mm – und nur dort, wo die Tiere ohnehin an Menschen gewöhnt sind.
Leider sehen wir immer wieder „Fotografen“, die mit dem Handy oder Kitobjektiv auf wenige Meter an brütende Tiere herangehen. Das ist nicht nur unethisch, sondern im schlimmsten Fall zerstörerisch. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass Naturfotografie auch Naturschutz bleibt.
Fazit: Rausgehen, schauen, erleben!
Die Monate Mai und Juni sind ein einziges Fest für Naturfotografen. Geh raus, nimm dir Zeit, entdecke, was direkt vor deiner Haustür passiert. Und vergiss dabei nicht: Die besten Motive entstehen nicht mit Hektik, sondern mit Hingabe.
Bleib gespannt auf unsere Tipps für den Juli – und wie immer: Viel Freude in der Natur, tolle Motive und Respekt vor allen ihren Bewohnern!