Fotomotive finden im November
Graue Tage, große Motive. Fotografieren im stillen November
Novemberzauber vor der Linse – stille Farben, Nebel und Naturmomente entdecken
Der November zeigt sich in unseren Breitengraden oft von seiner grauen und nassen Seite. Nicht selten ziehen Nebel durch die Landschaft, Regen trommelt auf die Dächer, und mancher fragt sich, ob sich der Gang mit der Kamera überhaupt lohnt. Doch genau hier liegt der Reiz dieses Monats. Manchmal überraschen uns schon in der ersten Novemberwoche Graupel- oder sogar Schneeschauer – selbst im Norden Deutschlands. Im Schaumburger Land erinnere ich mich noch gut an den Wintereinbruch im Jahr 2005, als der November für einige Tage wie tiefster Winter wirkte.
Gerade deshalb solltest Du die wenigen sonnigen Tage bewusst nutzen. Besonders der Wald bietet Dir Anfang November noch eine Fülle an Motiven. Bevor die ersten kräftigen Herbststürme das Laub von den Ästen fegen, leuchten die Bäume in warmen Gelb-, Orange- und Rottönen. Jetzt ist die perfekte Zeit, um Details herauszugreifen: einzelne Blätter, Rindenstrukturen oder kleine Szenen am Waldrand. Bei Sonnenschein wirken die Farben besonders intensiv, und im Gegenlicht offenbart sich die feine Maserung der Blätter. Suche Dir dafür ein schönes Exemplar – ob noch am Ast oder bereits auf dem Boden – und fotografiere es gegen die Sonne. Eine Belichtungskorrektur von ein bis zwei Stufen hilft Dir dabei, dass das Bild nicht zu dunkel wird.
Halte gezielt Ausschau nach besonders auffälligen Blättern. Die Natur liefert Dir im November eine schier unendliche Vielfalt an Formen und Farbkombinationen. In Buchenwäldern ist der Waldboden oft von Abertausenden kupferfarbener Blätter bedeckt. Zusammen mit alten, knorrigen Buchenstämmen entstehen daraus eindrucksvolle Motive, die Ruhe und Kraft zugleich ausstrahlen. Solche Szenen wirken besonders stark, wenn Du den Hintergrund bewusst einbeziehst und mit Vorder- und Hintergrund spielst.
Wenn Du experimentierfreudig bist, probiere auch bewusst längere Verschlusszeiten aus. Durch Drehen oder Schwenken der Kamera während der Aufnahme entstehen abstrakte Bilder mit fließenden Farben und teilweise scharfen Elementen. Nach ein paar Versuchen bekommst Du ein Gefühl dafür – und wirst überrascht sein, wie malerisch solche Aufnahmen wirken können.
Während Du durch den Wald streifst, lohnt sich ein genauer Blick auf den Boden. Pilze sind im November immer noch zahlreich vertreten und bieten fantastische Motive, vor allem in Kombination mit Laub und Moos. Um auch bei offener Blende genügend Tiefenschärfe zu erreichen, kannst Du mehrere Aufnahmen stacken und das Fokus-Bracketing Deiner Kamera nutzen. So lassen sich selbst filigrane Pilzstrukturen detailreich festhalten.
Auch außerhalb des Waldes hält der November spannende Motive bereit. Einzelstehende Bäume auf Feldern wirken besonders eindrucksvoll im tiefen Morgen- oder Nachmittagslicht. Wenn die Sonne den Baum anstrahlt und der Hintergrund im Schatten liegt, entstehen starke Kontraste und eine besondere Bildwirkung. Mit etwas Mut zur Abstraktion kannst Du hier auch mit Farben und Formen spielen – halte einfach die Augen offen.
Spätestens im November wird es an Vogelfutterplätzen wieder lebhaft. Im Garten tauchen nun Arten auf, die man den Sommer über kaum sieht. Die Kombination aus buntem Herbstlaub und warmem Licht sorgt gerade zu Monatsbeginn für eine wunderbare Stimmung in Deinen Bildern. Auch an Feldrändern lohnt sich ein Besuch: Sonnenblumen, die jetzt voller Kerne sind, ziehen zahlreiche Vögel an. Lässt Du solche Pflanzen auch im eigenen Garten stehen, hast Du beste Chancen, Meisen oder andere Körnerfresser aus nächster Nähe zu beobachten.
An größeren Gewässern kündigt sich der Winter langsam an. Immer mehr Gäste aus dem Norden treffen ein und bleiben oft bis ins Frühjahr. Besonders reizvoll sind Anfang November die Spiegelungen der bunten Bäume im Wasser. Wenn dann noch ein Wasservogel durchs Bild zieht und leichte Wellen erzeugt, entstehen Aufnahmen mit fast malerischem Charakter. Auch abseits davon gibt es an Seen und Flüssen viel zu entdecken: jagende Taucher, ruhende Reiher oder Möwen im warmen Herbstlicht.
Ein weiteres Highlight sind die Nebelschwaden, die sich an vielen Novembermorgen und -abenden bilden. In Verbindung mit der richtigen Landschaft oder einem Tiermotiv entstehen daraus stimmungsvolle Bilder voller Tiefe und Atmosphäre.
Grundsätzlich gilt: Selbst im November findest Du bei jeder noch so kurzen Tour genügend Motive. Irgendetwas bewegt sich immer vor Deiner Linse – oder die Landschaft zeigt sich von einer besonders ruhigen, fast melancholischen Seite. Du musst nur draußen sein und Dich darauf einlassen.
Und falls Dir das Wetter im Winter doch einmal zu ungemütlich wird, wartet ab Dezember eine neue Rubrik auf Dich. Einige Inhalte sind bereits vorbereitet – sei gespannt. Bis dahin: Nutze den November, zieh los und entdecke die stillen Wunder dieser besonderen Jahreszeit.